Alle unter uns, welche das Glück hatten, eine Aurora borealis (bzw eine Aurora australis auf der Südhalbkugel) beobachtet haben zu dürfen, sind ihrer Magie erlegen. Wir geniessen bei wolkenlosem Himmel das Schauspiel, welches sich in 200 – 300 km Höhe abspielt, wenn geladene Partikel aus dem Sonnenwind durch das Magnetfeld der Erde abgelenkt auf Moleküle unserer Atmosphäre stossen und durch Energieabgabe diese zum Leuchten bringen. Grünes Licht wird von Sauerstoffatomen erzeugt, blau-violettes von Stickstoffionen, rote Lichtbänder können von atomarem Sauerstoff, von molekularem Stickstoff N2 oder auch von Wasserstoffatomen abgestrahlt werden. Was für uns physikalisch erklärbar ist, nur Staunen und Bewunderung in uns auslöst, wurde von den Völkern in Nordeuropa in früheren Zeiten ganz unterschiedlich interpretiert. In Nordnorwegen herrschte der Glaube vor, das Nordlicht rühre von Reflexionen der Schilder der Walküren her, Kriegerinnen aus dem Gefolge Odins, des Göttervaters. Gleichzeitig bildete es eine Brücke („Bifrost“) nach Valhalla für die im Kampf Gefallenen. In finnisch Karelien soll der Fuchs Sami Funken schlagen, wenn er durch den Schnee rennt, Funken, deren Feuer dann am Himmel zu sehen ist. Die Finnen sprechen demzufolge vom „revontulet“, was mit „Feuerfuchs“ übersetzt werden kann. Auch unter den verschiedenen Volksgruppen hielten sich teils ganz unterschiedliche Erklärungsversuche des Phänomens des Polarlichts, welches oft Angst und Schrecken in der Bevölkerung auslöste.
Wer es einmal gesehen hat, dem leuchtet es in seinen Träumen weiter.